Wohin mit dem Müll?

Noch im Mittelalter war man bei der Entsorgung des Hausmülls nicht gerade zimperlich, Müll wurde einfach aus dem Fenster gekippt! In vielen Städten war es bis ins 19. Jahrhundert hinein üblich, den Abfall in nahegelegene Flüsse zu schmeißen. Das hat ziemlich gestunken! Aber du musst wissen, dass sich der Müll zu dieser Zeit aus ganz anderen Bestandteilen zusammengesetzt hat. Plastik, Alufolie, Styropor – heute ganz selbstverständliche Verpackungsmaterialien – waren damals noch unbekannt. Je umfangreicher die Zusammensetzung unseres Abfalls wurde, desto wichtiger wurde auch eine geregelte Müllentsorgung.

Früher wurde der Müll auf Deponien entsorgt, mittlerweile werden Abfälle in speziellen Müllverbrennungsanlagen verbrannt und zur Energiegewinnung genutzt. Auf Deponien kommen nur mehr sehr giftige Abfälle, die nicht verbrannt werden können. Aber auch die Müllverbrennung ist keine ganz optimale Lösung, denn das Verbrennen von Müll kostet Energie und schadet der Umwelt, da Staub und Gase an die Luft abgegeben werden. Neue Filteranlagen und schonendere Verbrennungsmethoden können die Umweltbelastung zwar verringern, trotzdem gilt beim Thema Müll der Grundsatz: „Vermeiden vor verwerten vor beseitigen“.

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In Frankreich wird die Mülltonne „Poubelle“ genannt, nach dem Bürgermeister Eugène Poubelle, der 1884 erstmals Mülltonnen in Paris aufstellen ließ. Die erste Mülltonne Wiens ist heute ein Ausstellungsstück im Museum.

Müll trennen

3,7 Millionen Tonnen Abfall entstehen in den österreichischen Haushalten jedes Jahr. Unser Müll enthält aber nicht nur Mist, sondern auch wertvolle Rohstoffe. Damit diese wieder verwertet werden können und gefährliche Abfälle richtig entsorgt werden, ist richtiges Sammeln und Sortieren gefragt. Aber was gehört wohin?

• Altglas: Glas ist einer der langlebigsten Rohstoffe, die es gibt. Verpackungsglas kann unendlich oft wiederverwendet werden. Altglas muss nach Bunt- und Weißglas getrennt werden. In die Altglastonnen dürfen aber keine Glühbirnen, feuerfestes Glasgeschirr, Spiegelglas oder Porzellan.

• Altpapier: Zeitungen, Papierverpackungen, alte Schulhefte, Werbeprospekte oder Kartons – Papier ist einer der wichtigsten Rohstoffe. Es wird in der Papiertonne gesammelt, kann aber nur 8 bis 12mal wiederverwendet werden, da Papierfasern sehr empfindlich sind. In die Altpapiertonne darf aber kein Milchpackerl oder sonstige Papierverpackung mit Kunststoffbeschichtung.

• Altmetall, wie Alufolien, Kronenkorken von Getränkeflaschen, Weißblechdosen oder Aluminiumdosen, wird in der blauen Tonne gesammelt.

• In die gelbe Tonne oder in den gelben Sack kommen Kunststoffe, wie Plastikflaschen, Joghurtbecher oder Folien. Aber Achtung! Nicht jedes Plastikteil ist auch wiederverwertbar, Spielzeugsachen oder Blumentöpfe dürfen nicht rein!

• Biogene Abfälle werden alle Abfälle genannt, die kompostierbar sind. Bioabfälle, wie Küchen- oder Gartenabfälle, Lebensmittelreste, Teesackerl, Blumen oder Obst- und Gemüsereste werden zu Komposterde und sind ein natürliches Düngemittel. Asche, Speiseöl oder der Staubsaugerbeutel gehören aber nicht in die „braune Tonne“.

• Restmüll: All die Dinge, die nicht verwertet werden können, wandern in die Restmülltonne und kommen in die Müllverbrennungsanlage. Je mehr gesammelt und sortiert wird, desto weniger Restmüll fällt an. Da gibt es aber noch viel zu tun, denn momentan besteht der Restmüll aus 60 % verwertbaren Abfällen, die im falschen Abfalleimer gelandet sind.

• Problemstoffe, wie Batterien oder Akkus sind besonders gefährlicher Abfall, aber auch Medikamente, Farblacke, Reinigungsmittel oder andere Chemikalien dürfen nicht über den Restmüll entsorgt werden, da sie in speziellen Anlagen behandelt und entsorgt werden müssen. Viele dieser Dinge können in den Geschäften, in denen sie gekauft wurden, wieder abgegeben werden.

• Sperrmüll: Ein klappriges Fahrrad, ein kaputter Gartenstuhl oder die alte Wohnzimmergarnitur – große bewegliche Dinge, die sich in einem Haushalt ansammeln, landen früher oder später auf dem Sperrmüll. Dort werden sie nach Materialart getrennt und entsorgt.

• Die Berner Konvention regelt den Schutz besonders gefährdeter Tiere und Pflanzen. Diese dürfen nicht gepflückt, gejagt oder gestört werden.

• Elektrogeräte: Computer, Fernseher, Handy oder Küchengeräte enthalten zum Teil giftige Materialien, aber auch besondere Rohstoffe, die wiederverwertet werden können. Solche Geräte gibt man am besten dort ab, wo sie gekauft wurden.

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Was als Müll oder Abfall gilt, ist im Gesetz genau definiert: Müll ist ein „Stoff oder Gegenstand, dessen sich sein Besitzer entledigt, entledigen will oder entledigen muss“.

Wohin fährt die Müllabfuhr?

Allein in Wien sind täglich fast 300 Müllfahrzeuge unterwegs, die unsere Abfälle einsammeln. Über die Hälfte unseres Abfalls ist wieder verwertbar und wird deshalb getrennt und gesammelt. Der Rest wandert in die „schwarze Tonne“: unsere Restmülltonne. Aber was passiert mit unserem Müll, sobald er im Bauch des großen orangen Müllautos verschwindet? Wohin fährt die Müllabfuhr?

In Österreich ist die Entsorgung von Abfällen im Abfallwirtschaftsgesetz geregelt. Wichtigster Grundsatz darin ist die Nachhaltigkeit und der Schutz von Mensch und Umwelt. In diesem Gesetz sind auch die Abfallarten genau aufgeschlüsselt. Diese unterteilen sich vor allem in gefährlichen Abfall (den „Sondermüll“) und Abfallarten, die keine gefährlichen Stoffe enthalten, wie zum Beispiel die Verpackungsabfälle. Für jede Abfallart gelten genaue Bestimmungen, wie diese weiterverwendet und entsorgt werden muss.

Heute wird der Großteil des Mülls, der nicht wiederverwertet werden kann, verbrannt. Je nach Art des Abfalls kommt er in die verschiedenen Müllverbrennungsanlagen. Auch große Krankenhäuser haben solche Verbrennungsanlagen. Wird Müll verbrannt, entsteht Energie, die zum Beispiel als Heizwärme oder zur Stromversorgung weiterverwendet werden kann. Solche Verbrennungsanlagen erzeugen aber nicht nur Energie, sondern auch Schadstoffe. Durch Filter und technische Verbesserungen können diese Umweltbelastungen zwar reduziert, aber nie ganz verhindert werden. Verbrennungsrichtlinien, die nicht nur österreichweit, sondern in ganz Europa gelten, regeln den erlaubten Schadstoffausstoß.

Müll, der nicht wiederverwertet oder verbrannt werden kann, landet auf Deponien. Bis vor 30 Jahren waren solche Mülllager einfach nur ausgehobene Gruben. Die Schadstoffe konnten also ungesichert in den Boden gelangen. Seit 1.1.2009 dürfen in Österreich keine unbehandelten Abfälle auf Deponien landen. Dadurch soll verhindert werden, dass gefährliche Stoffe in die Erde sickern und dadurch Mensch und Umwelt Schaden nehmen können. Heute gelten für Deponien strenge Bestimmungen, wie etwa das Auskleiden von Müllgruben mit Folie oder Lehm. Dadurch soll das Austreten von gefährlichen Stoffen in den Boden – und somit z.B. ins Grundwasser – verhindert werden.

In Österreich gilt das Verursacherprinzip: Dort, wo der Müll anfällt, muss er auch entsorgt werden, und die VerursacherInnen müssen auch die Kosten dafür übernehmen. Den leeren Joghurtbecher musst du also selbst wegwerfen, und jeder Haushalt zahlt für die Entsorgung seines Mülls Gebühren. Aber bereits bei der Herstellung des Joghurtbechers entstehen Abfälle, ebenso beim Transport und bei der Lagerung. Für deren umweltschonende Entsorgung sind die Händler und Produzenten des Joghurtbechers verantwortlich. Eine abfallarme Herstellung und der umweltbewusste Verbrauch tut also nicht nur der Umwelt gut, sondern spart auch Geld.

Jedes Jahr fallen in Österreich über 56 Millionen Tonnen Mist an, der Hausmüll hat daran einen Anteil von 6,7 Prozent, das sind 455 Kilogramm an Müll im Jahr!

Überleben im Müll

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Das Entsorgen und Beseitigen von Abfallresten ist nicht überall auf der Welt gleich geregelt. In vielen Ländern können sich nur reiche Menschen die Entsorgung ihres Mülls leisten. Und für viele Menschen sind die Abfallreste der Reichen oft die einzige (Über-)Lebensgrundlage. In der philippinischen Hauptstadt Manila etwa gibt es über 15.000 Müllmenschen. Sie leben auf den beiden riesigen Müllbergen, Smokey Mountain und Payatas. Auch in lateinamerikanischen Städten, wie etwa in Mexiko City gibt es zahlreiche Menschen, die von dem Leben müssen, was andere wegwerfen. In Kairo hatten sich die Müllsucher, Zabbalin genannt, ein gut funktionierendes Entsorgungssystem aufgebaut, das ihr Überleben und sogar ein geringes Einkommen sicherte. Mittlerweile hat die Regierung eine staatliche Müllabfuhr eingeführt und das Sammeln von Abfällen unter Strafe gestellt.

Auch Kinder leben und arbeiten auf den Müllbergen. Sie suchen nach recycelbarem Müll – Dosen oder Plastik, alles, was Geld einbringt – um ihre Eltern zu unterstützten.