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Interview mit Katharina Meissner, Mitarbeiterin am Institut für Europäische Integrationsforschung (EIF)

Katharina Meissner ist Politikwissenschafterin und arbeitet seit 2016 am Centre for European Integration Research (EIF) an der Universität Wien. Sie forscht zur Europäischen Union, internationaler Handelspolitik, und der Rolle von Parlamenten im europäischen Entscheidungsgefüge.

Wir haben mit ihr im Mai 2019 über die Europäische Union und das Europäische Parlament gesprochen.

Wie würden Sie einem Kind die Europäische Union erklären?

In der Europäischen Union haben sich verschiedene Staaten zusammen getan, um gemeinsam Probleme zu lösen und ein friedliches Zusammenleben in Europa zu sichern. Das war notwendig, denn lange Zeit waren die Länder miteinander im Krieg. Zu Beginn bestand die Europäische Union aus nur sechs Gründungsländern, die sich vor allem auf die Wirtschaft in Europa konzentrierten. Mit der Zeit ist die Gemeinschaft zu einer Union von 28 Mitgliedsländern gewachsen, die sich mit verschiedensten Problemen und möglichen Lösungen beschäftigt.   

Welche Bedeutung haben das Europäische Parlament bzw. die Wahlen zum Europäischen Parlament?

Das Europäische Parlament vertritt die Interessen der Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union. Im Parlament sitzen Abgeordnete, die von der Bevölkerung direkt gewählt werden. Zusammen mit dem Rat der Europäischen Union, in dem sich Regierungsvertreter und -vertreterinnen aus allen EU-Ländern zusammenfinden, trifft das Europäische Parlament Entscheidungen. Dabei diskutieren die Abgeordneten aus den europäischen Ländern miteinander, beraten Vorschläge, suchen Kompromisse, und stimmen über Gesetze ab.  

Was würden Sie tun, wenn Sie Abgeordnete im EU-Parlament wären?

In der Vergangenheit hat die Europäische Union viele Barrieren in der Wirtschaft sowie für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer abgebaut. Dazu zählt, dass Menschen aus anderen EU-Ländern nicht aufgrund ihrer Nationalität diskriminiert werden dürfen. Es gibt aber nach wie vor große Unterschiede zwischen den Ländern, und nicht allen EU-Bürgerinnen und Bürgern geht es wirtschaftlich so gut wie in Österreich. Für den Zusammenhalt in Europa wären daher mehr Solidarität und gemeinsame soziale Politiken wichtig.   

Was sind Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Europäischen Union?

Viele politische Themen und Probleme wie der Klimawandel betreffen heutzutage nicht nur einzelne Länder sondern ganz Europa oder sogar die gesamte Welt. Die Stärke der Europäischen Union liegt darin, dass die Staaten gemeinsam Lösungen erarbeiten, die alle umsetzen müssen. Darüber hinaus bietet die Europäische Union ihren Bürgerinnen und Bürgern viele Vorteile. Zum Beispiel dürfen alle überall in der Europäischen Union arbeiten und reisen. Eine große Schwäche ist, dass die Europäische Union so kompliziert ist, sodass viele Leute nicht verstehen, wie Entscheidungen zustande kommen.

Was interessiert Sie daran, über die Europäische Union zu forschen?

Auf der ganzen Welt gibt es ähnliche Organisationen wie die Europäische Union, in denen sich Länder zusammenschließen und gemeinsam bestimmte Themen behandeln. Die Europäische Union ist trotzdem einzigartig. Denn in anderen Organisationen machen hauptsächlich die Mitgliedstaaten Beschlüsse, während in der Europäischen Union Institutionen wie das Europäische Parlament den Mitgliedsländern nahezu gleichgestellt sind. Mich fasziniert besonders, wie genau diese Institutionen in der Europäischen Union zusammenarbeiten.

Wie wird die Europäische Union Ihrer Meinung nach im Jahr 2030 aussehen?

Auch wenn das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlassen will, wird die Gemeinschaft weiter wachsen und sich mehr politischen Themen widmen. Möglicherweise gibt es im Jahr 2030 eine europäische Armee, in der die Mitgliedstaaten in ihrer militärischen Verteidigung kooperieren. Wichtig sein wird, Entscheidungen auf europäischer Ebene demokratisch zu legitimieren. Dies kann mehr Einfluss für nationale Parlamente erfordern oder bedeuten, dass das Europäische Parlament weiter gestärkt wird.

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gedruckt am: Samstag, 16. März 2024