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Wer arbeitet wo im Parlament?

Sicherheitsdienst

Das ist Andreas Rödl. Er arbeitet seit einigen Jahren im Parlament beim Sicherheitsdienst. Damals hat er sich um die freie Stelle beworben, musste einen Aufnahmetest hinter sich bringen und wurde schließlich aufgenommen. Der Sicherheitsdienst ist für alles zuständig, was die Sicherheit im Parlament betrifft, aber auch für die richtige Beflaggung des Hauses. Zurzeit arbeiten 29 Personen in diesem Bereich. Was das alles bedeutet, erklärt Herr Rödl hier ganz genau!

Wie wird herausgefunden, ob jemand etwas Gefährliches ins Parlament bringen möchte?

Wir schauen, wie am Flughafen, ob die Personen gefährliche Gegenstände wie Waffen oder Messer eingesteckt haben. Das funktioniert bei uns genauso wie am Flughafen, das heißt, es werden Scannerstraßen benutzt, mit denen es natürlich ganz einfach ist, Gepäckstücke sowie Personen auf gefährliche Gegenstände zu kontrollieren. Wir verwenden diese sogenannten Taschenröntgengeräte, die so ähnlich funktionieren wie im Spital. Also wenn man sich einen Finger bricht, wird man geröntgt und sieht, wie es unter der Haut aussieht. Und das ist genau dasselbe mit der Tasche. Wenn die durchgeschickt wird, sieht man alles, was in der Tasche drin ist. Das kann ein Handy sein, ein Schlüssel und, wenn es sein muss, Messer.

Haben Sie schon einmal etwas Verdächtiges gefunden?

Wenn ich mich so zurückerinnere, gab es einige lustige Dinge. Was mir aber ganz speziell einfällt, ist folgendes: Ein Schüler hatte einmal, bevor er das Parlament besuchte, am Naschmarkt ein großes Fleischmesser gekauft und es in seinen Rucksack hineingegeben. Wir haben das natürlich bei unserer Kontrolle gefunden und sofort Alarm geschlagen. Es ist dann nichts weiter passiert, es war nur ein Mitbringsel, das er seiner Mutti für die Küche mitbringen wollte. Einmal hat der Klubobmann Schüssel in seinem Urlaubsort einen Wecker vergessen und der ist ihm nachgeschickt worden. Weil der so viele Batterien und Drähte gehabt hat, haben wir auch gleich Alarm geschlagen. Da hat es sich aber als Wecker herausgestellt. Also es kommt immer wieder etwas Lustiges vor.

Wie schlagen Sie Alarm?

Wir haben im Parlament an unseren Arbeitsplätzen versteckte Alarmknöpfe. Die sind zu uns und zu unseren Kriminalbeamten verbunden, die dann sofort in 2 Minuten vor Ort sein können und sich das dann anschauen können. Also ein stiller Alarm, der bei uns jederzeit gegeben werden kann, wenn Bedarf danach besteht. Es besteht auch Brandalarm. Die Alarmierung funktioniert über Handy und geht über die Sicherheitszentrale, über die Brandmeldeanlage. Das wird dann per SMS über die Diensthandys verschickt und dann weiß jeder, wo es brennt und wo ein Alarm stattfindet.

Was sind "verschärfte Sicherheitsmaßnahmen" und wann gibt es sie?

Besonders verschärfte Sicherheitsvorkehrungen gibt es natürlich an Sitzungstagen, da hier wirklich alle Abgeordneten, teils MinisterInnen, PräsidentInnen usw. im Haus sind. Dann werden natürlich die Sicherheitsvorkehrungen noch mehr verschärft als an normalen Tagen. Es werden dann einfach gewisse Ausnahmen nicht gemacht, das heißt, es werden dann auch alle kontrolliert, auch der ORF wird angewiesen, seine Ausweise sichtbar zu tragen. Es werden auch Hausbedienstete angewiesen, ihre Ausweise sichtbarer zu tragen. Es wird alles einfach ein bisschen mehr beaufsichtigt.

Verhaften sie auch manchmal Leute?

Wir können keine Leute verhaften, dazu haben wir unsere Kriminalbeamten. Wir haben nicht das Exekutivrecht, das heißt, wir sind nicht berechtigt, Leute zu verhaften. Wir haben Jedermannsrecht. Was bei uns noch dazu kommt, ist, dass wir Anhalterecht haben. Das heißt, wenn es zur Durchsetzung der Hausordnung geht, dürfen wir Personen anhalten, jedoch nicht festhalten oder sonstige Dinge.

Tragen Sie Waffen?

Nicht wirklich. Die Sicherheitsgruppe ist bewaffnet mit einem Pfefferspray, der aber nur im äußersten Notfall verwendet wird. Und wir hoffen, dass es nie der Fall sein wird, dass wir den benützen müssen.

Was machen Sie auf Ihren Rundgängen?

Es gibt verschiedene Rundgänge. Es gibt am Abend den Verschlussrundgang, bei dem darauf geachtet werden muss, ob Büros brandgesichert sind, dass kein offenes Licht, keine Geräte eingeschaltet sind, denn wenn die Geräte über Nacht laufen, kann es natürlich jederzeit zu einem Brand kommen. Die Büros werden dann versperrt, sodass das Büro bis in der Früh sicher ist. Dann gibt es noch den Außenrundgang, der von der Sicherheitsgruppe jeden Abend gemacht wird und von der Sicherheitszentrale jeden Morgen. Das ist einfach eine Runde ums Haus, wo in Mistkübel geschaut wird, auf das Gebäude geschaut wird, ob es Schäden gibt, oder irgendetwas kaputt ist oder irgendwelche Beschmierungen an den Wänden sind. Das ist also eine Außensicherung, wo geschaut wird, ob irgendetwas im Außenbereich passiert ist.

Was ist ein Lichterrundgang?

Dann gibt es noch den Lichterrundgang. Der wird jeden Morgen und jeden Abend von uns gemacht. Da werden dann Lichter aufgedreht. Das heißt, an Sonnentagen wird natürlich nicht so viel Licht benötigt, und am Abend wird das Licht dann bei Dämmerung wieder eingeschaltet, weil es natürlich wieder finsterer im Haus wird.

Welche Fahnen kann man am Parlamentsgebäude sehen?

In der Mitte vor dem Parlament weht natürlich die Fahne, die auf jedem Bundesgebäude weht, das heißt, die österreichische Fahne, die Fahne unserer Heimat. Links vom Ring aus gesehen weht die EU-Fahne, weil wir ja auch Mitgliedsstaat der EU sind und rechts davon, vom Ring aus gesehen, das ist die Bundesratsfahne. Das ist die Fahne des Bundeslandes, das gerade den Vorsitz im Bundesrat hat. Die werden von uns alle 3 Wochen gewechselt. Sollten sie wegen Verschmutzung nicht 3 Wochen aushalten oder Wind sehr stark mitspielen und die Fahne zerreißt, müssen sie von uns natürlich sofort gewechselt werden. Sie dürfen nicht kaputt oben herum wehen.

Kennen Sie alle Abgeordneten?

Das ist Grundvoraussetzung, dass man hier gute Arbeit leisten kann. Ich kann eine Ministerin, einen Minister, eine Abgeordnete oder einen Abgeordneten nicht aufhalten, zumindest sollte es nicht vorkommen. Aber bei uns findet die Ausbildung so gut statt, das heißt, es wird sehr darauf geachtet, dass neue Mitglieder der Sicherheitsgruppe oder der Sicherheitszentrale schnell lernen. Wir haben Fotolisten, wo alle 183 Abgeordneten abgebildet sind, die dann zu Selbststudium draußen beim Scannerbereich oder am Pult liegen und wenn Zeit ist, jeder reinschauen und lernen kann. Es kommt natürlich auch vor, dass eine Abgeordnete oder ein Abgeordneter reinkommt und man kennt sie oder ihn gerade nicht, aber dann kann man die Mappe nehmen und schauen und wieder aktiv mitlernen.

Haben Sie sich schon einmal verlaufen?

Ich selber verlaufen? Ja, ganz am Anfang, jetzt wenn ich mich so zurückerinnere. Es gibt unten im Kellergeschoß Gänge, wenn man da wirklich nicht gut aufpasst, wo man hingeht, kann es schon einmal vorkommen, dass man irgendwo steht, aber es gibt dann immer irgendwo ein Schild, das wieder weiterführt. Es kann vorkommen, dass man sich verläuft, gerade wenn man sich nicht gut auskennt und noch neu im Haus ist, dann kann es jederzeit vorkommen. Und ich verstehe jede Person, die sagt, das Parlament ist ein Labyrinth, das hat so viele Gänge, so unendlich weite Gänge und Abzweigungen, dass es vorkommen kann, dass man sich verläuft. Aber es wird schon darauf geachtet, dass das nicht vorkommt. Es wird geschaut, dass bei Führungen die Leute zusammen bleiben. Es gibt soviel MitarbeiterInnen, die gefragt werden können. Also es kommt selten vor.

Haben Sie eine lustige oder peinliche Geschichte zu erzählen?

Peinliche Geschichte, ja wenn ich so überlege, gab es diese. Ganz am Anfang, als ich noch ziemlich neu hier in dieser Abteilung war, und allein beim Scanner gesessen bin, kam ein Mann mit Sonnenbrille von draußen herein. Ich bin aufgestanden und habe mich diesem Mann in den Weg gestellt und gefragt, wo er denn hin möchte, weil er nur mit einer öffentlichen Führung herein dürfte. Es hat sich dann allerdings herausgestellt, dass diese Person der Parlamentsvizedirektor war. Aber ich glaube, er hat es mir damals nicht übel genommen, sondern hat gesehen, dass ich meinen Job auch ernst nehme. Es gab auch nachher keinen Ärger.

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gedruckt am: Samstag, 27. April 2024