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Interview mit Volksanwältin Gertrude Brinek

Gertrude Brinek war Lehrerin an Wiener Schulen und unterrichtete danach an der Universität Wien. Sie war als Landtags- und Nationalratsabgeordnete tätig, seit 2008 ist sie als Volksanwältin aktiv.

Wir haben mit ihr im Oktober 2016 über das Thema „Kinderrechte“ gesprochen.

Warum braucht es eigene Kinderrechte, wenn es doch die Menschenrechte gibt?

Kinderrechte sind besondere Menschenrechte, d.h. es sind jene Rechte, die Menschen zwischen 0 und 18 (Großjährigkeit) im Speziellen haben, z.B. das Recht auf Gesundheit, Ernährung, Ausbildung usw. Auch das Verbot der Kinderarbeit gehört zu den speziellen Schutzbestimmungen, welche die jungen Menschen betreffen.

Was hat sich in Österreich verbessert, seitdem es die Kinderrechte gibt?

Österreich hat 1992 die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) unterschrieben und damit bestimmte Verpflichtungen übernommen. 2011 hat das Parlament ein weitreichendes Gesetz über die Rechte von Kindern beschlossen. Damit wurde die Lage der Kinder in vielen Bereichen verbessert. Bereits 1811 (Österreichisches Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch) wurde gesetzlich klargestellt, dass jeder Mensch – also auch jedes Kind - angeborene Rechte hat.

Was passiert in Österreich, wenn die Kinderrechte nicht umgesetzt werden?

Österreich muss den Vereinten Nationen (UN) laufend über die Umsetzung der Kinderrechte berichten und die Ergebnisse veröffentlichen. Auch das Parlament diskutiert darüber. Die österreichische Verwaltung (Ämter und Behörden) muss sich an die Gesetze halten. Kinder und Jugendliche in Heimen und Spitälern werden von der Volksanwaltschaft besucht, um die Einhaltung ihrer Rechte zu überprüfen.

Wie gut sind Kinder und Jugendliche über ihre Rechte informiert?

Nicht alle Kinder in Österreich wissen über ihre Rechte Bescheid. Im  Buch „Junge Menschen und ihre Rechte“ kann man viele Beispiele betreffend ihre Rechte nachlesen. Bei einem Besuch in der Volksanwaltschaft kann man sich auch über die Rechte der Kinder informieren und darüber diskutieren. In jedem Bundesland gibt es Kinder- und Jugendanwaltschaften, wo die Kinder und Jugendlichen Hilfe und Unterstützung bekommen können.

Welche Kinderrechte stehen weltweit derzeit besonders im Fokus?

In vielen Ländern müssen Kinder hungern, dürfen nicht zur Schule gehen. Oft müssen sie (schwer) arbeiten und für das Einkommen der Familie sorgen oder sich um die Geschwister kümmern. Manchmal werden sie auch von ihrer Familie zum Betteln auf die Straße geschickt.

Wenn Sie heute ein Kind wären, womit wären sie am wenigsten und womit am meisten zufrieden?

Als Kind schätzt man den freien Zugang zu Schule und Ausbildung zu wenig. Er ist aber sehr wichtig, damit man später einmal unabhängig und frei leben kann und mit anderen die Gemeinschaft gestalten. Als Flüchtlingskind würde ich mir über die Zukunft Sorgen machen, vielleicht auch Angst vor Hunger und Verfolgung haben.

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gedruckt am: Dienstag, 19. März 2024