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Von der Nachkriegsarmut zum Wirtschaftsaufschwung der 50er-Jahre

Nach dem Kriegsende im April 1945 waren viele Häuser und Anlagen zerstört. Es gab nicht genug Lebensmittel und Brennstoff, die Transportwege waren zerstört. Menschen litten an Hunger und Mangel. Die Menschen auf dem Land produzierten genug für sich selbst, aber zu wenig, um die gesamte österreichische Bevölkerung zu ernähren. Deshalb gab es vor allem in den Städten Lebensmittelkarten, mit denen die Verteilung der Nahrungsmittel kontrolliert wurde. Die festgelegte Menge an Lebensmitteln pro Tag reichte aber oftmals nicht aus, um satt zu werden. 

Hilfspakete gegen Hungersnöte

Deshalb fuhren StadtbewohnerInnen aufs Land, um Nahrungsmittel zu „erbetteln“ oder sie gegen Wertgegenstände einzutauschen (so genannte „Hamsterfahrten“). Auch der Schwarzmarkt (illegaler Handel) für Lebensmittel in den Städten blühte. Wichtige Unterstützungen für die Ernährung der österreichischen Bevölkerung kamen aus dem Ausland. Sowjetische Truppen waren bereits seit April 1945 in Wien und versorgten mit der so genannten „Maihilfe“ viele Menschen mit Lebensmitteln. Anfang 1946 begann auch die UNRRA, eine internationale Hilfsorganisation, Lebensmittel nach Österreich zu liefern. Private Hilfsorganisationen aus den USA brachten ebenfalls Hilfspakete nach Österreich, die bekannten „Care-Pakete“. 

Vom Krieg zurück in den Alltag

Da viele Männer im Krieg gefallen, verwundet oder gefangen genommen waren, mussten häufig Frauen die Familien ernähren. Oftmals waren Frauen auch daran beteiligt, Trümmer und Schutt wegzuräumen. Falls ihre Männer aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrten und wieder Arbeit fanden, wurden die Frauen häufig wieder in den privaten Bereich der Hausarbeit und Kindererziehung zurückgedrängt. Viele Gefangene hatten im Krieg schreckliche Dinge erlebt – für sie, aber auch für ihre Familien war es eine große Herausforderung, wieder ins „normale“ Alltagsleben zurückzufinden.

1 Mrd. US-Dollar für den Wiederaufbau

Viele Straßen, Bahnlinien und Fabriken waren zerstört. Nachdem die gröbsten Trümmer beseitigt und die schlimmste Not gelindert war, begann der Wiederaufbau. Auch in dieser Zeit kam für Österreich Hilfe aus dem Ausland: Mit dem sogenannten „Marshall-Plan“ unterstützten die USA den Wiederaufbau. Österreich erhielt besonders viel Unterstützung aus diesem Programm, bis 1955 waren es rund eine Milliarde US-Dollar (ca. 915 Mio. Euro). Diese Gelder kamen vor allem den von den westlichen Alliierten (USA, Frankreich, Großbritannien) besetzten Bundesländern zugute.

Als der „Marshall-Plan“ im Jahr 1952 endete, hatte sich die österreichische Wirtschaft wieder ein wenig erholt: Viele Wohnhäuser, Fabriken, Straßen, Bahnlinien waren wiederhergestellt, größere Bauten wie Wasserkraftwerke und Brücken wurden feierlich eröffnet. Die Landwirtschaft wurde modernisiert und konnte wieder mehr Nahrungsmittel für die Bevölkerung erzeugen, auch der Tourismus nahm wieder zu und das Land erlebte einen Aufschwung.

Auf den Punkt gebracht: 

  • Nach Kriegsende Hungersnot in den Städten: Hilfsaktionen (u.a. Sowjetunion, Vereinte Nationen, „Care“), „Hamsterfahrten“ aufs Land, Lebensmittel-Schwarzmarkt
  • Frauen in Nachkriegszeit als Ernährerinnen der Familien; nach Rückkehr der Männer aus Kriegsgefangenschaft oftmals wieder in den Haushalt zurückgedrängt
  • USA unterstützen mit „Marshall-Plan“ österreichischen Wiederaufbau, vor allem in Gebieten der westlichen Alliierten

Inhalt eines CARE-Pakets:
Fleisch (4,4 kg), Getreideprodukte und Biskuits (2,9 kg), Früchte, Marmelade und Pudding (1,7 kg), Gemüse (1,1 kg), Zucker und Süßigkeiten (1,7 kg), Kondensmilch (0,4 kg), Zigaretten.

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gedruckt am: Freitag, 15. März 2024