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Soziale Medien, Politik und Pressefreiheit

Immer mehr PolitikerInnen nutzen Soziale Medien wie Facebook, Twitter und Instagram. Dort können sie Menschen direkt ansprechen. Die PolitikerInnen bestimmen, worüber sie reden: Politik … oder darüber, was sie in ihrer Freizeit machen. Es gibt keine Nachfragen von JournalistInnen. Fotos und Videos werden von der eigenen Presseabteilung produziert. Die PolitikerInnen können sich so präsentieren, wie sie es gerne möchten.

Wie beeinflussen Soziale Medien die Arbeit von JournalistInnen?

Je mehr PolitikerInnen über Soziale Medien kommunizieren, desto mehr verändert sich die Bedeutung der „klassischen“ Medien wie Zeitungen, Radio und Fernsehen. Durch Soziale Medien dringen Informationen „ungefiltert“ zu den Menschen durch. Sie werden nicht aufbereitet und eingeordnet, bevor sie veröffentlicht werden. Die JournalistInnen können nicht mit PolitikerInnen sprechen und sie mit Fakten konfrontieren.
Dadurch wird die Arbeit der JournalistInnen eingeschränkt. Die klassischen Medien können ihre wichtige demokratiepolitische Funktion nicht ausüben.

Fluch und Segen der Sozialen Medien

Soziale Medien haben auch positive Seiten für die Pressefreiheit. Zum Beispiel in Ländern, wo viele Medien unter Kontrolle der Regierung sind. (Mehr zum Thema „Zensur“ findest du im Kapitel „Gefahren für die Pressefreiheit“) Über Soziale Medien können sich Menschen unabhängiger und umfassender informieren. Auch für unabhängige JournalistInnen ist es eine Möglichkeit, die Zensur zu umgehen. Auch Staatsgrenzen verlieren an Bedeutung: Informationen aus dem Ausland dringen durch Soziale Medien leichter zu uns durch.

Für JournalistInnen sind Soziale Medien Fluch und Segen zugleich. Sie können sich direkt mit ihren LeserInnen austauschen. Sie rücken damit aber auch stark in die Öffentlichkeit. Immer wieder werden JournalistInnen auf Sozialen Medien beleidigt, beschimpft und bedroht.

Welchen Wert hat Information?

Vor der Erfindung des Internets konnten vor allem JournalistInnen und SchriftstellerInnen mit ihren Texten größere Gruppen von Menschen erreichen. In Sozialen Medien und Blogs kann jeder Mensch seine Meinung öffentlich verbreiten. Sie unterliegen auch nicht dem Mediengesetz, das heißt, es gelten nicht die gleichen Vorschriften wie für „klassische“ Medien und JournalistInnen.

Diese Entwicklung führt dazu, dass gesicherte Informationen und Fakten scheinbar an Bedeutung verlieren. Es hat den Anschein, dass Information und Meinung gleichwertig sind. Für MediennutzerInnen ist es schwierig, Fakten von bewussten Falschmeldungen („fake news“) zu unterscheiden. Sie müssten selbst den Wahrheitsgehalt von Informationen überprüfen, was sehr oft nicht möglich ist.

Auf den Punkt gebracht:

  • Soziale Medien ermöglichen es den PolitikerInnen, die Menschen direkt anzusprechen.
  • Wenn PolitikerInnen über Soziale Medien kommunizieren, entfällt die Rolle der JournalistInnen: Keine Nachfragen, keine Aufbereitung der Informationen.
  • Soziale Medien bieten Zugang zu mehr Information, eröffnen aber auch die Möglichkeit zu persönlichen Angriffen auf JournalistInnen.
  • Durch Soziale Medien kann jeder Mensch seine Meinung öffentlich äußern. Es ist schwer, zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden.

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gedruckt am: Samstag, 2. November 2024