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Das langsame Ende der Ersten Republik

Mitte der 1920er Jahre verschärften sich die Spannungen in der österreichischen Gesellschaft. Immer wieder standen sich die bürgerliche Heimwehr und der sozialdemokratische Republikanische Schutzbund gegenüber.

Justizpalastbrand und Weltwirtschaftskrise

Im Jänner 1927 töteten Mitglieder einer bürgerlichen Heimwehr bei einem Zwischenfall zwei Menschen. Die Täter kamen vor Gericht, wurden jedoch freigesprochen. Aus Wut und Enttäuschung über das Urteil zündeten DemonstrantInnen den Justizpalast an. Daraufhin schoss die Polizei in die Menge, es gab viele Todesopfer und Verletzte.

Die Folgen der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 spürten auch die Menschen in Österreich: Viele verloren Geld und ihren Arbeitsplatz. Banken und Geldinstitute brachen zusammen, die Wirtschaftsleistung sank stark. Im Jahr 1930 war eine/r von zehn ÖsterreicherInnen arbeitslos, 1933 war es bereits ein Drittel.

Politische Radikalisierung und autoritäres Klima

Die schlechte wirtschaftliche Situation und die politische Radikalisierung führten dazu, dass autoritäre Parteien wie die NSDAP (Nationalsozialistische Arbeiterpartei) auch in Österreich immer stärker wurden. In Deutschland und Italien waren sie bereits an der Macht

Im Jahr 1929 wurde die Bundesverfassung reformiert. Der Bundespräsident erhielt mehr Kompetenzen. Zudem sollte er nicht mehr vom Parlament, sondern direkt von den BürgerInnen gewählt werden. Im Gegenzug wurden die Kompetenzen des Parlaments abgeschwächt.

Ständestaat und Alleinherrschaft der Vaterländischen Front

Im Jahr 1933 veränderte sich die politische Situation in Österreich: Bundeskanzler Engelbert Dollfuß nutzt die Gelegenheit, um den Nationalrat auszuschalten und die Macht an sich zu reißen. Er regierte auf Basis einer Notverordnung aus Zeiten der Monarchie und rief einen „autoritären Ständestaat“ aus.

Dollfuß gründete die Vaterländische Front – eine politische Organisation, die seine Macht politisch und militärisch sichern sollte. Er ließ alle politischen Parteien verbieten und politische Gegner verfolgen. Im Februar 1934 wurden bei Kämpfen zwischen dem Republikanischen Schutzbund, dem Bundesheer und den Heimwehren wurden mehrere hunderte Menschen getötet. Mit der Machtübernahme von Dollfuß endete die Erste Republik.

Putschversuch und Annexion Österreichs durch Deutschland

Im Juli 1934 wurde Dollfuß bei einem von Nationalsozialisten durchgeführten Putschversuch getötet. Sein Nachfolger, Kurt Schuschnigg, führte seine Politik weiter. Der Druck Deutschlands auf die österreichische Bundesregierung wurde aber immer größer, bis Österreich am 13. März 1938 Österreich offiziell von Hitler-Deutschland annektiert wurde. 

Ausführlichere Informationen zu der Zeit ab 1934 findest du im Schwerpunktthema „Gedenken 1938 – Annexion Österreichs“.

https://www.demokratiewebstatt.at/thema/thema-100-jahre-gruendung-der-republik/die-anfangsjahre-der-ersten-republik/das-langsame-ende-der-ersten-republik
gedruckt am: Freitag, 15. März 2024