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Wie hat sich die Idee der Demokratie verbreitet?

Nach dem Ende der Demokratie im antiken Griechenland war die Idee der Herrschaft des Volkes nahezu 2000 Jahre von der Bildfläche verschwunden. Im Mittelalter herrschten in ganz Europa Könige und Fürsten. Erst mit den Bewegungen der Reformation und der Aufklärung begannen die Menschen wieder demokratische Rechte einzufordern.

Reformation bedeutet so viel wie Erneuerung. Damit ist eine Bewegung innerhalb der Kirche gemeint, die letztlich dazu führte, dass sich die Kirche in zwei Richtungen teilte: die katholische und die protestantische Kirche.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts befand sich die Kirche in einer schweren Krise. Sie betrieb Hexenverfolgungen und knöpfte den Leuten sehr viel Geld ab. Man machte den Gläubigen weiß, dass sie sich vom Fegefeuer freikaufen könnten, wenn sie der Kirche nur genug Geld bezahlten. Das nannte man Ablasshandel. Die Bevölkerung war sehr unzufrieden mit der Kirche, die immer mehr Geld und Macht anhäufte und ihre Pflichten in den Gemeinden mehr und mehr vernachlässigte.

Der Deutsche Martin Luther kritisierte die Kirche und den Papst öffentlich und wollte die Kirche erneuern und reformieren. In ganz Europa schlossen sich immer mehr Menschen dieser Kritik an, zum Beispiel der Schweizer Ulrich Zwingli oder der Franzose Johannes Calvin. Sie alle waren gegen den Ablasshandel und forderten die Glaubensfreiheit, also dass jeder Mensch der Kirche angehören durfte, die er sich selbst ausgesucht hat. Am wichtigsten aber war ihnen, was in der Bibel steht, nämlich dass alle Menschen vor Gott gleich sind. Das bedeutet nämlich auch, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sein müssen und nicht einer über alle herrschen und bestimmen darf. Das war eine unglaubliche Neuerung zu dieser Zeit. So wurden in der Reformation der Kirche ganz wichtige demokratische Ideen entwickelt und umgesetzt.

Die Reformation brachte große Veränderungen in der Kirche. Wenige Zeit später führte die Aufklärung zu einer Veränderung in der gesamten Gesellschaft. Mit dem Wort "Aufklärung" wird eine geistige Bewegung bezeichnet, die Ende des 17. Jahrhunderts in Europa entstand. Dabei wurde die Vernunft des Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Man war davon überzeugt, dass jeder Mensch in der Lage ist, vernünftig zu handeln, und dass dieses vernünftige Handeln die Grundlage ist für ein friedliches und glückliches Zusammenleben der Menschen.
Ein ganz wichtiger Vertreter der Aufklärung war der deutsche Philosoph Immanuel Kant. Er forderte: "Habe Mut, deinen Verstand zu gebrauchen!"

Viele Menschen machten sich Gedanken darüber, wie ein Staat aussehen soll, in dem freie und vernunftbegabte Menschen leben. Der Engländer John Locke beispielsweise hatte sich überlegt, dass es die wichtigste Aufgabe des Staates ist, die Rechte seiner Bürger zu schützen. Es braucht daher Gesetze, in denen diese Rechte aufgeschrieben sind. Diese Gesetze sind die höchste Gewalt im Staat und müssen im Interesse aller sein. Daher soll ein vom Volk gewähltes Parlament die Aufgabe der Gesetzgebung übernehmen. Auch die Regierung muss sich an diese Gesetze halten. Ihre Pflicht ist es, dem Volk zu dienen und zum Nutzen aller zu handeln.
Auch der Franzose Charles Secondat de Montesquieu machte sich ähnliche Gedanken und entwickelte die Ideen von Locke weiter. Er war der Meinung, dass es neben der Regierung und dem gesetzgebenden Parlament noch eine dritte Macht im Staat geben soll: Die Richter und Gerichte sollen kontrollieren, ob sich das Parlament und die Regierung an die Gesetze halten.

Die Menschen wollten nicht mehr Untertanen ohne eigene Rechte sein, sondern unabhängig von Rasse, Religion oder Stand selbst über ihr Leben bestimmen können. Diese Ideen der Aufklärung sind die Grundlage für moderne Staaten und breiteten sich im 18. Jahrhundert in Europa und Nordamerika immer stärker aus.

 

 

 

 

 

 

 

 


Um seinen Ärger öffentlich zu machen, verfasste Martin Luther im Jahr 1517 ein Papier mit 95 Thesen. Darin kritisierte er die Missstände in der Kirche.

 

 

 

 

 

 

Die Zeit der Aufklärung wird auch als "Zeitalter der Vernunft".

 

 

 

 

 



Die Aufteilung der Macht im Staat nennt man Gewaltenteilung. Das ist ein wichtiges Merkmal einer modernen Demokratie.

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gedruckt am: Freitag, 15. März 2024