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Arbeitspaket für den Unterricht zum Thema „Rassismus und Vorurteile“ (barrierefrei)

Arbeitsblatt Nr. 1: Vorurteile und Missverständnisse

Ab der 6./7. Schulstufe

Beschreibung: Die SchülerInnen schauen sich ein Video über einen Fall von Alltagsrassismus an und diskutieren anschließend in Kleingruppen und im Plenum.

Zielsetzung: Die SchülerInnen erkennen, dass Vorurteile und Rassismus oftmals sehr unterschwellig sein können. Die SchülerInnen lernen, sich besser in die Lage von Menschen zu versetzen, die mit solchen Vorurteilen konfrontiert sind.

 

Vorurteile führen im Alltag oft zu Missverständnissen. Ein Grund dafür ist, dass wir oft verallgemeinern und in „Schubladen“ denken. Was können wir dagegen unternehmen?

Im Video erzählt eine dunkelhäutige Frau, dass sie als Referentin zu einem Vortrag eingeladen wurde. Am Einlass des Gebäudes wurde sie für eine Reinigungskraft gehalten und zur Küche gebracht. Nachdem das Missverständnis aufgeklärt wurde, begrüßte sie der Leiter des Unternehmens mit den Worten „Boah, sind Sie süß“ und „wuschelte“ durch ihre Locken.

Die SchülerInnen bilden Kleingruppen und diskutieren über folgende Fragen:

  • Kann man von Rassismus sprechen, wenn eine dunkelhäutige Referentin für eine Reinigungskraft gehalten wird? Wenn ja, warum? Wenn nein, was spricht dagegen?
  • Wie hätte man versuchen können, im Nachhinein das Missverständnis aufzuklären?
  • Wie beurteilt ihr das Verhalten des Unternehmensleiters gegenüber der Referentin?
  • Was sagt sein Verhalten gegenüber der Referentin, die im Unternehmen einen Kurs zum Thema Vielfalt halten sollte, über das Verhältnis zwischen Theorie und dem eigenen Handeln aus?
  • Wie würde es euch gehen, wenn euch ein Unbekannter durch die Haare „wuschelt“?

 

Anschließend stellen die Gruppen die Ergebnisse ihrer Diskussion im Plenum vor.

 

Arbeitsblatt Nr. 2: Rassismus im Alltag

​​​​​Beschreibung: Die SchülerInnen besprechen verschiedene Fallbeispiele von Rassismus und spielen die Situationen als Rollenspiel nach.

Zielsetzung: Die SchülerInnen versetzen sich in die Rolle von Opfern und TäterInnen und werden sich der verschiedenen Ausprägungen von Rassismus bewusst.

 

Rassismus hat viele Gesichter. Die verschiedenen Formen können von der Infragestellung der Herkunft einer Person bis hin zu persönlichen Beleidigungen reichen.

  • Fallbeispiel 1

Ein Mann mit dunkler Hautfarbe wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Im Gespräch gibt er an, dass er in Österreich geboren wurde. Der Personalchef fragt nach, woher er denn wirklich komme?

  • Fallbeispiel 2:

Ein Roma-Mädchen sitzt im Autobus, als eine ältere Frau einsteigt. Bevor sie sich niedersetzt, bleibt sie vor dem Mädchen stehen und murmelt: „Sogar die Plätze nehmen sie uns jetzt schon weg, diese Zigeuner.“

  • Fallbeispiel 3

Ein Mann steht an der Supermarkt-Theke und weigert sich, von einer Verkäuferin mit Kopftuch bedient zu werden: „ Was soll das? Wir sind hier in Österreich!“

Bildet Kleingruppen, lest euch die Fallbeispiele durch und diskutiert über folgende Fragen:

  • Warum sind die Aussagen diskriminierend?
  • Wie unterscheiden sich die Aussagen bzw. welche Gemeinsamkeiten könnt ihr erkennen?
  • Habt ihr bereits ähnliche Situationen beobachtet bzw. wart ihr sogar davon betroffen?

 

Als zweite Aufgabe könnt ihr die drei Fallbeispiele in der Klasse nachspielen. Bildet Kleingruppen zu 5 Personen und verteilt die Rollen. Die übrig gebliebenen SchülerInnen jeder Kleingruppe nehmen die Rolle der BeobachterInnen ein. Überlegt euch zuvor gemeinsam, wie die Situationen in den Fallbeispielen weitergehen könnten (z.B. durch das Eingreifen einer dritten Person).

Sprecht abschließend im Plenum darüber, wie es euch dabei ergangen ist, in die Rolle einer anderen Person zu schlüpfen bzw. solche Situationen zu beobachten.

 

Arbeitsblatt Nr. 3: Durchschnitts-Typen

​​​​Beschreibung: Die SchülerInnen erheben die Durchschnittswerte einiger Merkmale für die Klasse. Die Durchschnittswerte werden mit den Einzelwerten der SchülerInnen verglichen. Als Variante der Übung können Gruppen gebildet und die Ergebnisse verglichen werden.

Zielsetzung: Die SchülerInnen erkennen, dass die durchschnittliche Ausprägung der Merkmale häufig nicht mit den individuellen Werten übereinstimmen. Die Einzigartigkeit der Einzelnen gerät durch die Bildung eines Gruppen-Durchschnittes aus dem Blick.

 

Wie würdest du eure Klasse beschreiben? Wenn wir Gruppen betrachten, so gehen wir meistens von einem „Durchschnitt“ aus. Was dabei mit der Einzigartigkeit der Gruppenmitglieder passiert, könnt ihr in dieser Übung ausprobieren!

Variante 1:

  • Wählt aus den folgenden Merkmalen mindestens sieben aus:

 

Körpergröße – Schuhgröße – Augenfarbe – Breite der Nase – Muttersprache – Lieblingsfarbe – letzte Note bei der Mathematikschularbeit – Haarlänge – Lieblingsmusik – Kleidungsstil – Lieblingstier – Haarfarbe – Schulterbreite

  • Bestimmt bei jeder und jedem von euch möglichst genau die Werte und schreibt sie auf.
  • Bestimmt den Durchschnittswert für eure Gruppe; Formel: Einzelwerte addieren, durch Anzahl der Gruppenmitglieder dividieren = Durchschnitt

 

(Taschenrechner erlaubt)

Achtung: Manche dieser Werte könnt ihr messen und den Durchschnitt berechnen. Bei anderen müsst ihr euch gemeinsam eine passende kreative Beschreibung ausdenken (z.B. durchschnittliche Augenfarbe).

  • Zeichnet ein Plakat vom Durchschnitts-Typen eurer Klasse und beschriftet es mit den Durchschnittswerten.
  • Varianten:
    Die Übung wird in Kleingruppen durchgeführt. Am Ende werden im Plenum die „Durchschnitts-Typen“ der Gruppen miteinander verglichen.

 

Ebenso kann die Klasse die Übung nach Burschen und Mädchen getrennt durchführen.

Plenum:

Jetzt werden im Plenum die „Durchschnitts-Typen“ besprochen bzw. die Ergebnisse der Gruppen miteinander verglichen.

Diskussionsanregung:

  • Zu welchem Bild eurer Klasse kommt ihr?
  • Findet sich jedeR von euch im „Klassen-Durchschnitts-Typ“ wieder? Inwiefern bzw. inwiefern nicht?
  • Welche Vorteile hat es, einen Durchschnitt zu bilden? Und welche Nachteile?
  • Was passiert mit der Einzigartigkeit jeder und jedes Einzelnen, wenn man nur den Durchschnitt betrachtet?
  • Bei welchen Merkmalen war es einfach, bei welchen schwierig, einen Durchschnitt zu bilden?
  • Für die Varianten der Übung: Gibt es große Unterschiede zwischen den „Durchschnitts-Typen“ der Gruppen? Oder sind sich die Gruppen sehr ähnlich?

 

Bezugnahme zum Thema „Rassismus und Vorurteil“:

Im Rassismus gibt es das Denkmuster, dass Menschen durch ihre (vermeintlichen) Gruppeneigenschaften hinreichend beschrieben sind. Die/der Einzelne gerät dabei aber aus dem Blick! Die Eigenschaften, die für den Durchschnitt gelten, müssen für die bzw. den Einzelnen nicht zutreffen.

https://www.demokratiewebstatt.at/thema/thema-rassismus-und-vorurteile/e-book/arbeitspaket-fuer-den-unterricht
gedruckt am: Freitag, 15. März 2024