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Kindheit und Jugend im Jahr 1938

Wir leben heute in einer Demokratie, deren Grundlage die Freiheit der Menschen ist. 1938 war alles anders, Menschen wurden wegen ihrer Religion, Herkunft oder Meinung angegriffen und sogar getötet. Wie lebten Menschen in einer Welt, die von Zwang und Diskriminierung beherrscht wurde? Wie schaute das Leben von Kindern und Jugendlichen im Nationalsozialismus aus?

„Totale Erziehung“ – Vorbereitung auf den Krieg

Unter „Totaler Erziehung“ verstand man eine Erziehung vom Kleinkind bis zum Erwachsenen nach den Vorstellungen des Nationalsozialismus. Von der Freizeit über Schulzeit bis in die Familie sollte die NS-Ideologie überall hinein wirken.

Die NS-Regierung in Deutschland baute das bestehende Schulsystem schrittweise um. Ziel war es, die Kinder nach NS-Idealen zu formen: Unerwünschte PädagogInnen wurden gekündigt, Schulen aufgelöst, Lehrpläne geändert und neue Schultypen eingeführt. Parallel dazu wurde die außerschulische Erziehung durch NSDAP-Jugendorganisationen verstärkt.

Schulzeit unter dem Hakenkreuz

Der auf das NS-Gedankengut und die „Vorbereitung für den Wehrdienst“ ausgerichtete Unterricht wurde nach der Annexion 1938 auch in Österreich übernommen. Lehrbücher aller Fächer wurden überarbeitet bzw. durch Zusatzhefte ergänzt. Themenvielfalt und Fremdsprachen ersetzten die NS-Schulbehörden durch rassistische NS-Ideologie und die Einübung der Jugendlichen auf den Krieg. Dazu gehörten bewusst verhetzende und verrohende Unterrichtsmaterialien, Rechenbeispiele mit Kriegsmaterial, Malvorlagen und Abbildungen zu Krieg und NSDAP-Parteisymbolen, Lesestoff über deutsches Heldentum. Und besonders wichtig war im Unterricht „die körperliche Ertüchtigung“.

Außerschulische Erziehung

Buben und Mädchen wurden gedrängt, der Hitlerjugend (HJ) beizutreten. Damit konnte die NSDAP die Jugendlichen auch in ihrer Freizeit beeinflussen und kontrollieren. In Gruppen, bei spielerischen Übungen und auf gemeinsamen Lagern wurden Kinder auf NS-Einstellungen getrimmt und mit Schieß- und Waffenübungen für den Krieg vorbereitet.

Die Hitlerjugend (HJ) war die Jugend- und Nachwuchsorganisation der NSDAP, die sich ab 1933 zum staatlichen Jugendverband entwickelte. Ab 1936 war die HJ per Gesetz der für alle Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren einzig erlaubte Jugendverband.
Die männliche Jugend war in der HJ (und dem Deutschen Jungvolk für die zehn- bis 14-Jährigen) organisiert, die weibliche Jugend im Bund Deutscher Mädel (BDM oder BdM und den Jungmädeln für die zehn bis 14-Jährigen).

Als Jugendliche/r zur HJ oder zum BdM zu gehören (eventuell mit höherem Rang – etwa als GruppenführerIn), bedeutete, „Macht“ zu besitzen. Diese Macht konnte gegen rangniedere andere Jugendliche, aber auch gegenüber Erwachsenen (etwa Eltern oder LehrerInnen) ausgeübt werden. Die Hitlerjugend war uniformiert („des Führers Kleider“). Nach außen hin zeigte dies jedem, dass man dazugehörte, nach innen wurden damit soziale Unterschiede verdeckt und militärische Rangordnungen abgebildet.

Nicht jeder durfte lernen – Zulassung zu Schule und Ausbildung

Der NS-Staat verfolgte eine rassistische Politik, die unterschied zwischen jenen, die der sogenannten „Volksgemeinschaft“ angehörten, und anderen, die diskriminiert und ausgegrenzt wurden. Sie alle wurden vom Regelschulbetrieb ausgeschlossen.

Jüdische Kinder wurden zunächst separiert und in eigenen Schulen untergebracht. Später wurden auch diese aufgelassen, und wer nicht flüchten oder in ein anderes Land auswandern konnte, wurde in Konzentrationslager gebracht.

Kinder, die sich gegen das System wehrten, oder aus einer der NS-Ideologie nicht entsprechenden Familien stammten, wurden als „schwer erziehbar“, „verwahrlost“, oder „arbeitsscheu“ bezeichnet und in Jugendkonzentrationslagern festgehalten. Diesen Jugend-KZs gab das NS-Regime den Namen „Jugendschutzlager“, um den wahren Zweck zu verheimlichen.

Aron Menczer rettete mit seinem Engagement zahlreiche jüdische Kinder und verhalf ihnen zur Flucht nach Palästina. Anderen gab er bis zuletzt Hoffnung. 1943 wurde er im KZ Auschwitz ermordet.

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gedruckt am: Dienstag, 3. Dezember 2024