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Wirtschaft und Ökologie

Nicht immer vertragen sich Wirtschaft und Umwelt - manchmal stehen sie sogar in einem echten Konflikt zueinander. Aber muss das so sein? Und warum bringt es allen was, nachhaltig zu wirtschaften?

„Fast Fashion“ als Schreckgespenst

Dreht sich in der Wirtschaft alles nur um Wachstum und das „schnelle Geld“, läuft das in die falsche Richtung. Wer dabei nämlich auf der Strecke bleibt: Mensch und Umwelt. Ein hautnahes Beispiel liefert der Blick in unseren Kleiderkasten. Wie ist es möglich, dass ein T-Shirt, das um die halbe Welt gereist ist, nur 5 Euro kostet? Warum können wir es uns leisten, Kleidungsstücke zu sammeln, die wir vielleicht gar nie anziehen werden?

„Fast Fashion“ (auf Deutsch in etwa: „schnelle Mode“), das ist eine Folge unseres globalisierten Wirtschaftssystems in der Modewelt. Riesige Konzerne produzieren und verkaufen Kleidung billigst, damit möglichst viele Menschen möglichst viel davon kaufen. Dabei wollen diese Unternehmen vor allem eines, nämlich maximalen Profit. In Wahrheit aber ist der Preis für unsere Kleidung als Wegwerfprodukt hoch: Menschen in den Produktionsländern arbeiten unter extrem schlechten Bedingungen. Außerdem verursachen die Herstellung und der Transport jährlich über eine Milliarde Tonnen CO2, was unserer Umwelt schadet.

Natürlich kann jeder einzelne etwas dagegen unternehmen – zum Beispiel weniger konsumieren, Kleidung gebraucht kaufen oder darauf achten, wo sie herkommt. Darüber hinaus ist aber auch die Politik gefragt, um Unternehmen zu einem sozial- und umweltverträglichen Handeln zu bewegen. Hier kommt die internationale Klimapolitik ins Spiel, die durch gezielte Maßnahmen einen Einfluss auf die Wirtschaft nehmen kann.

Ökosteuern als Steuerungsinstrument

In Österreich wurden die „Ökosteuern“ als Instrument für eine nachhaltige Entwicklung eingeführt.
Sie sollen den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen (= Rohstoffen) steuern und dazu beitragen, dass Umweltbelastungen reduziert werden – sowohl auf Produktions- als auch auf Konsumentenseite. Die Ökosteuern gliedern sich in vier Kategorien: Energie, Transport, Ressourcen und Umweltverschmutzung.

Im Rahmen der so genannten „ökosozialen Steuerreform“ wurde eine zusätzliche Steuer, und zwar die vieldiskutierte „CO2-Steuer“, beschlossen. Sie tritt ab Juli 2022 in Kraft. Österreich folgt damit dem Beispiel anderer EU-Länder (z.B. Schweden, Deutschland, Slowenien). Unternehmen, die Treibhausgase (siehe auch Treibhauseffekt) erzeugen, werden dann zur Kasse gebeten: Für jede Tonne CO2, die das Unternehmen produziert, muss es zunächst 30€ zahlen; bis 2025 wird dieser Preis auf 55€ erhöht. Diese Maßnahme soll Unternehmen dazu motivieren, ihren Betrieb auf klimaschonende Alternativen umzustellen. Denn mit dem Einsatz neuer Technologien könnten sie künftig an CO2 ─ und somit an Steuern ─einsparen.

Ob diese Rechnung aufgeht, ist noch umstritten: Umweltorganisationen kritisieren etwa, dass die Steuer zu niedrig sei, um Veränderungen so weit zu lenken, dass das Ziel der „Klimaneutralität“ bis 2040 erreicht werden kann. Andere wiederum kritisieren, dass diese Art von Steuern lediglich an die KonsumentInnen weitergegeben werden.

Diskussionsfrage:

Meinst du, dass die CO2-Steuer das richtige Instrument ist? Hast du noch andere Ideen, um Unternehmen zum nachhaltigen Wirtschaften zu motivieren?

Nachhaltige Wirtschaft als langfristiges Ziel

Die Ressourcen auf unserem Planeten sind begrenzt. Gleichzeitig kann die Erde nicht unendlich viele Schadstoffe aufnehmen. Aus diesen Überlegungen heraus wurde das Konzept der „Green Economy“ entwickelt. Das bedeutet, dass sich alle Unternehmen an den Sustainable Development Goals (SDGs) orientieren sollten. Nachhaltiges Wirtschaften heißt, Verantwortung zu übernehmen und somit sicherzustellen, dass auch die nächsten Generationen friedlich leben können. 

Stehen ökologisches und soziales Handeln in einem Widerspruch zum wirtschaftlichen Erfolg? ─ Nein, ganz im Gegenteil! ─ Wer sozial und ökologisch nachhaltig handelt, erfüllt auch ökonomische Bedürfnisse.Schon allein deshalb tun Unternehmen gut daran, ein Vorbild im Sinne einer „Green Economy“ zu sein: also auf ein Gleichgewicht zwischen ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit zu achten.

Grüner Regenwald mit vielen Bäumen und Sträuchern

1. Ökologische Nachhaltigkeit

1. Ökologische Nachhaltigkeit

Ein Unternehmen, das ökologisch nachhaltig handelt, nutzt nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien. Es setzt sich dafür ein, dass die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere ─ also die so genannte „Biodiversität“ ─ erhalten bleibt. Für die ökologische Nachhaltigkeit ist es auch wichtig, dass ein Unternehmen vor allem Technologien verwendet, die unser Klima schonen.

Eine Frau im Rollstuhl im Büro am Arbeitsplatz mit Computer

2. Soziale Nachhaltigkeit

2. Soziale Nachhaltigkeit

Wenn ein Unternehmen sicherstellt, dass es seinen MitarbeiterInnen langfristig gut geht, handelt es sozial nachhaltig. Dazu gehört zum Beispiel, dass die MitarbeiterInnen einen fairen Lohn kriegen, oder dass Frauen dieselbe Chance auf eine Führungsposition haben wie Männer. Auch wenn Menschen mit Behinderung oder Langzeitarbeitslose mitgedacht und aktiv eingebunden werden, spricht man von sozialer Nachhaltigkeit.

Zwei grüne Fußabdrücke aus Gras

3. Ökonomische Nachhaltigkeit

3. Ökonomische Nachhaltigkeit

Ein Unternehmen, das in soziale und ökologische Nachhaltigkeit investiert (und nicht nur gewinnorientiert handelt), ist auf lange Sicht gesehen eher wettbewerbsfähig ─ und somit auch ökonomisch nachhaltig. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist bei den KonsumentInnen stark gestiegen. Handelt ein Unternehmen also ökologisch und sozial nachhaltig, gewinnt es das Vertrauen der KonsumentInnen, die dann wiederum eher zu seinen Produkten greifen. Auch das fördert eine ökonomische Nachhaltigkeit.

Nachgefragt: „Was versteht man unter GREENWASHING?“

Einige Unternehmen zielen mit PR-Kampagnen darauf ab, ein nachhaltiges Image zu verkaufen und daraus Profit zu schlagen, obwohl sie in ihrem Kerngeschäft alles andere als nachhaltig handeln. Als Beispiel: Ein Modekonzern vermarktet sich als „grün“, weil er EINE Produktlinie ökologisch nachhaltig produziert, was aber für alle anderen Produkte – also die Mehrheit – nicht gilt. Außerdem behandelt er seine MitarbeiterInnen sehr schlecht. Das wäre dann ein klassischer Fall von „Greenwashing“ (dt. Übersetzung: „Grünwaschen“).

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gedruckt am: Freitag, 12. April 2024