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Weltweit produzieren, handeln und transportieren

Der Handel wurde nach Unterbrechungen durch die beiden Weltkriege und die Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren zunehmend international (Welthandel). Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren von Wiederaufbau und Erholung vom Krieg geprägt. Ab den 1960er Jahren setzte ein immer schneller werdendes Wachstum der Wirtschaft ein.
Die globale (wirtschaftliche) Zusammenarbeit bringt viele Vorteile mit sich. Sie belastet aber auch die Umwelt und schafft gegenseitige wirtschaftliche und soziale Abhängigkeiten der Länder.

Massenproduktion am Fließband

Die Massenproduktion am Fließband war schon länger erfunden. Im Jahr 1914 revolutionierte Henry Ford damit die Produktion von Autos. Mit dem Wirtschaftsaufschwung in den 1950/60er Jahren wurde weltweit nach und nach auf Massenproduktion umgestellt. Dabei werden gleichartige Waren in großen Mengen hergestellt. Arbeitsteilung und Fließbandproduktion ermöglichen auch, dass Dinge in sehr viel kürzerer Zeit produziert werden können.

Vorteile Massenproduktion: Leben in Hülle und Fülle

Leben in Hülle und Fülle

Auch dein letztes Paar Socken hat jetzt unübersehbare Löcher? Also gehst du einfach ins nächste Geschäft und besorgst welche.

Im Alltag sind wir es gewohnt, dass Produkte so gut wie jederzeit verfügbar sind! Die Massenproduktion hat den Vorteil, dass meist genügend Waren zur Verfügung stehen, und dies auch bei großer Nachfrage. Nur selten stehen wir in den Geschäften vor leeren Regalen und üblicherweise müssen wir auch auf unsere Online-Bestellungen nicht lange warten. Lediglich aus Krisenzeiten kennen wir Lieferengpässe. Während der Covid-19-Pandemie etwa entstanden Lieferschwierigkeiten, z.B. bei Fahrrädern und elektronischen Geräten.

Die Massenproduktion betrifft vor allem sogenannte „Konsumgüter“, die direkt verbraucht werden, wie Lebensmittel und Getränke, aber auch Kleidung, Haushaltgeräte oder Autos oder Kleidung. Wird viel konsumiert, so müssen die Firmen auch viel produzieren.
Das Ziel der Massenproduktion ist es letztlich, möglichst viele Waren für möglichst wenig Geld zu erzeugen.

Mehr dazu findest du im Thema „Wirtschaft“

Schattenseiten Massenproduktion: Überproduktion, Raubbau an der Natur und Monotonie

Überproduktion, Raubbau an der Natur und Monotonie

Für all die Produkte, die für unsere Lebensweise notwendig sind, (ver)brauchen wir mittlerweile unvorstellbare Mengen an Rohstoffen. Damit entstehen gerade in Ländern, in denen die Umweltschutzgesetze (noch) nicht vorhanden sind oder nicht genau kontrolliert werden, riesige Abbaugebiete von Erzen und Mineralien – riesige Wunden in der Landschaft. Die Säuberungs- und Verarbeitungsanlagen der Abbaugebiete töten mit ihren Abwässern ganze Flüsse.

An anderen Stellen der Erde rodet man große Waldflächen für massenhaften Pflanzenanbau und verwendet dabei chemische Spritzmittel, die auch das umliegende Land verseuchen. Sogenannte Monokulturen, in denen nur eine Nutzpflanze angebaut wird, bringen die ursprüngliche Pflanzen- und Tierwelt zum Verschwinden. Chemische Dünge- und Spritzmittel versickern ungefiltert in den Boden und in das Grundwasser.

Mehr zu Wirtschaft und Ökologie findest du im Thema „Wirtschaft“

Wenn immer und überall alle Produkte verfügbar sind, dann hat das wiederum Auswirkungen auf unser Konsumverhalten. Es werden immer mehr Produkte auf dem Markt angeboten, als tatsächlich benötigt werden. Es kommt also zur Überproduktion. Im Falle von Elektro- oder Elektronikartikeln kaufen die Leute dann lieber ein neues Produkt, weil es zu aufwändig oder zu teuer wäre, das kaputte Gerät reparieren zu lassen. Auch bei landwirtschaftlichen Produkten wird immer zu viel produziert, sodass am Ende oft wertvolle Lebensmittel weggeschmissen werden.

Auswirkungen hat die Massenproduktion nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf die Arbeitswelt: Die Fertigung immer gleicher Teile mit stets gleichen Handgriffen ist eine sehr monotone Arbeit und für die meisten Menschen wenig motivierend. Vielfach übernehmen inzwischen Industrieroboter diese Arbeiten – dies bedeutet allerdings auch weniger Arbeitsplätze.

Diskussionsfrage:

Durch die (wirtschaftlichen) Verflechtungen in der globalisierten Welt können auch (Wirtschafts-)Krisen und Pandemien verheerender ausfallen. Gleichzeitig ist es auch leichter möglich, sich international gegenseitig zu helfen und Innovationen zu teilen. Besprecht in der Klasse, wie ihr dies in der Covid-19 Pandemie erlebt habt!

Viele Arbeitsschritte an vielen Standorten

Während früher ein Uhrmacher eine Uhr herstellte, ein Schuster ein Paar Schuhe, stellen heute Arbeiter:innen meist jeweils nur einen Teil eines Produkts her. Die Teile werden anschließend zusammengebaut. Häufig geschieht dies am Fließband. Die verschiedenen Arbeitsschritte, die notwendig sind, werden oft in mehrere verschiedene Firmen und in verschiedene Länder ausgelagert. Die Firmen errichten ihre Betriebe und Fabriken häufig in ärmeren Ländern, um möglichst preisgünstig produzieren zu können.

Für die Auslagerung der einzelnen Produktionsschritte gibt es verschiedene Gründe:

  • In manchen Ländern sind Arbeitskräfte oder Rohstoffe leichter zugänglich bzw. billiger.
  • Manche Staaten unterstützen ausländische Firmen, weil sie Arbeitsplätze schaffen.
  • Manche Länder haben einen besseren Standort für den Handel als andere.
  • Oft ist es einfacher, das Wissen einer anderen Firma zu nutzen, als alles selbst zu entwickeln.
  • In vielen Ländern müssen weniger Steuern gezahlt werden.
  • In einigen Ländern sind die gesetzlichen Umweltauflagen für die Firmen weniger streng.
Vorteile: Vielfältige und preisgünstige Waren

Vielfältige und preisgünstige Waren

Schokolade aus Ghana und Avocado aus Peru, Spielzeug, das in China hergestellt wurde, und Kleidung, die Bangladesch genäht wurde, das Smartphone, das schon eine Weltreise hinter sich hat, bevor du es in Händen hältst: Durch den internationalen Handel gibt es ein großes Angebot an vielfältigen Gütern, das uns mittlerweile selbstverständlich erscheint.

Die Firmen, die dieselben bzw. ähnliche Waren produzieren, konkurrieren miteinander. Durch den Wettbewerb zwischen den Firmen und durch die Massenproduktion werden die Waren oft billiger. Wir haben die Wahl zwischen verschiedenen Produkten mit schicken Logos und ansprechender Bewerbung, und entscheiden uns oft für das preisgünstigste.

Durch die Globalisierung sind weltweit gesehen mehr Produkte und Dienstleistungen für mehr Menschen verfügbar und bezahlbar. Es entstehen neue Wirtschaftsstandorte mit neuen Arbeitsplätzen. Menschen können auch Waren kaufen und konsumieren, die nicht im eigenen Land hergestellt wurden. Dies bedeutet auch mehr Wohlstand, und damit verbunden bessere Gesundheit und eine höhere Lebenserwartung.

Schattenseiten: Ausbeutung von Arbeitskräften und Lieferant:innen

Ausbeutung von Arbeitskräften und Lieferant:innen

Um die Waren möglichst billig herzustellen, wird vor allem bei den Löhnen für die Arbeiter:innen und bei der Bezahlung für die Rohstoffe gespart. In sogenannten „Billigproduktionsländern“ herrschen teilweise unmenschliche Arbeitsbedingungen. Erwachsene und Kinder arbeiten in Baracken oder Fabriken stundenlang für geringsten Lohn.

Meistens ist es sehr schwer, den Weg der Waren zurückzuverfolgen. Oft wollen die Arbeiter:innen auch keine Auskunft über ihre Lebensbedingungen geben, weil sie Angst haben, ihre Arbeit zu verlieren oder gar nicht wissen, für welche Firma sie eigentlich arbeiten. Laut UNICEF mussten 2022 ungefähr 160 Millionen Kinder weltweit Kinderarbeit verrichten.

Auch profitieren nicht alle Länder gleichermaßen von der Globalisierung. Studien zeigen, dass sich durch die Globalisierung der Wohlstand nicht gleichmäßig auf die Welt verteilt hat. Teilweise wurde die Kluft zwischen reichen und armen Ländern sogar noch verschärft.

Eine weitere negative Folge betrifft den Arbeitsmarkt in den Industrieländern. Denn je mehr Arbeitsplätze in andere Länder verlegt werden, desto weniger Arbeitsplätze gibt es dadurch bei uns. Die steigende Arbeitslosigkeit ist also auch eine Schattenseite der Globalisierung.

Diskussionsfrage:

Wo verbessert sich die Lebenssituation der Menschen durch die Globalisierung am meisten? Findet gemeinsam heraus, was man unter dem Begriff „Globaler Süden“ versteht!

Auf den Punkt gebracht: Arbeitsmigration

  • Schnell wachsende Wirtschaftsstandorte locken Menschen an, die in ihrem Land kaum Arbeit finden. Sie wandern aus und versuchen dort Arbeit zu finden. Das passiert weltweit und wird mit dem Fachwort „Arbeitsmigration“ bezeichnet.
  • Die Bedingungen nach der Auswanderung sind ganz unterschiedlich und hängen vom jeweiligen Land und Betrieb ab.
  • Oft jedoch wird die Verzweiflung, Arbeit zu finden, ausgenutzt, und Menschen müssen zu niedrigsten Löhnen arbeiten.
  • In vielen Ländern gibt es mittlerweile auch Gesetze, die die Zuwanderung regeln.

 

Ein gutes Beispiel für die moderne Massenproduktion ist unsere Kleidung.

Nehmen wir als Beispiel eine Jeanshose und verfolgen wir die Reise vom Rohstoff bis zur fertigen Ware im Geschäft: Rechnet man die Reisewege zusammen, so kommen rund 39.000 Reisekilometer zusammen – das ist fast einmal rund um die Erde!

Auch in unseren elektronischen Geräten stecken Rohstoffe, die weit gereist sind.

Smartphone und Laptop aus Metall
Das Metall Tantal aus dem Erz Coltan wird zum Beispiel in Mobiltelefonen und Laptops verwendet. © iStock / oatawa
Ein grau-gelblicher Block Metall
Der Abbau von Coltan hat in der DR Kongo schwere Umweltschäden versursacht. Auch Kinder müssen in den Minen arbeiten.
© Wikipedia / Robert M Lavinsky / CC-BY-SA 3.0
Die Grenzen Kongos auf einer Weltkarte hervorgehoben
Auch der Kongokrieg, der seit 1996 mehr als fünf Millionen Todesopfer gefordert hat, ist eine der grausamen Folgen des Coltan-Abbaus.
© Wikipedia / TUBS / CC-BY-SA

Weltweit handeln

Erfolgreiche Firmen eröffnen Filialen in anderen Ländern oder gehen weltweit Partnerschaften mit Verkaufsstellen ein. Manchmal errichten Firmen sogar eine Zweigstelle in einem anderen Land, wo ihre Produkte gleich vor Ort produziert werden können. Unternehmen und Konzerne, die auf der ganzen Welt tätig sind und produzieren, Handel treiben und Waren kaufen oder verkaufen, nennt man „Global Player“. Dazu gehören zum Beispiel große IT-Unternehmen und Autohersteller.

Vorteile: Große Umsätze und weltweite Verfügbarkeit

Große Umsätze und weltweite Verfügbarkeit

Manche Dinge kann man mittlerweile fast überall kaufen.

Wenn sich eine große Firma mit anderen Betrieben zusammenschließt, spricht man von einem Konzern. Konzerne sind also Riesenfirmen, die aus einem führenden „Mutterunternehmen“ und mehreren „Tochterunternehmen“ bestehen. Auch wenn die Produkte mit verschiedenen Namen und Markenbezeichnungen verkauft werden, können sie trotzdem vom selben Konzern stammen. Es gibt Konzerne, die sowohl Nahrungsmittel und Tierfutter, als auch Waschmittel und Körperpflegemittel herstellen und weltweit mit unterschiedlichen Firmennamen vertreiben.

Schattenseiten: Übermächtige Konzerne und Verschwinden kleiner Betriebe

Übermächtige Konzerne und Verschwinden kleiner Betriebe

Internationale Unternehmen haben viel mehr Möglichkeiten, Produkte attraktiver und billiger anzubieten. Das führt dazu, dass regionale Geschäfte, Cafés und Restaurants den Kampf um KundInnen verlieren und schließen müssen. Das Verschwinden kleiner Lebensmittelgeschäfte, die in Österreich „Greißlereien“ heißen, wird auch als „Greißlersterben“ bezeichnet. Große Supermarkt- und Restaurantketten lösen überall auf der Welt die regionalen Betriebe ab.

Internationale Konzerne sind inzwischen so mächtig geworden, dass sie die Politik beeinflussen können. Sie nehmen viel Geld ein, zahlen eine Menge an Steuern, stellen Arbeitsplätze zur Verfügung und kontrollieren viele kleinere Firmen. Dadurch haben sie einen großen Anteil an der Wirtschaft eines Landes. Wenn sie Standorte ins Ausland verlagern oder Betriebe schließen, bedeutet das eine Gefährdung für die heimische Wirtschaft und kann als Druckmittel eingesetzt werden. Somit können sie ihre Macht auch dafür benutzen, um Gesetze oder politische Entscheidungen zu beeinflussen.

Monopol

Manche Konzerne haben die Produktion einer Ware weltweit fast gänzlich unter ihre Kontrolle gebracht. In so einer Situation spricht man von einem Monopol (griech. „monos“ = „allein“; „polein“ = „verkaufen“). Das bedeutet, dass nur ein Unternehmen oder eine Unternehmensgruppe ein bestimmtes Produkt anbietet. Diese kann dann festlegen, wie viel von dieser Ware überhaupt verkauft wird und zu welchem Preis. Durch diese Macht können Konzerne weltweite Krisen und sogar Kriege auslösen.

Beispiel: Da nur wenige Länder über Erdöl-Vorkommen verfügen, haben diese Länder ein Monopol auf Erdöl. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) kann somit den Preis von Erdöl weltweit beeinflussen. Durch diese Monopol-Stellung kam es 1973 und 1979/80 zu internationalen Ölkrisen, da einige OPEC-Länder aus politischen Gründen kein Erdöl mehr verkauften.

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gedruckt am: Dienstag, 3. Dezember 2024